Akuelle Projekte

Plantas Tabanok

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Pflanzen des Sibundoy-Tals

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Plantas Tabanok

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Pflanzen des Sibundoy-Tals

Ziele und Praktische Umsetzung "Plantas Tabanok"

Das Projekt Plantas- Tabanok zielt darauf, die indigenen Gemeinschaften des Sibundoy-Tals in ihrer Kultur, ihren Praktiken, besonders ihr „traditionelles Wissen“ zu fördern und zu stärken.

Der Fokus liegt in diesem Projet auf dem tradititonellen Wissen rund über die Pflanzen und über den traditionellen Anbau. Es geht darum die  Geschichte, Erzählungen, Erlebnisse und Erfahrungen besonders der älteren Generationen weiterzutragen.

Wie diese Idee entstand und wie sie von den Indigenen Menschen selbst ausging, ist hier zu finden.  


Das Projekt hat folgende Absichten:

  • Das Netzwerk zwischen den lokalen Menschen zu stärken, welche sich noch dafür einsetzen ihre Traditionen, ihr Wissen weiterzuleben und weiterzugeben.
  • Das Bewusstsein besonders der jüngeren Generationen zu stärken, welchen Wissensschatz für ein nachhaltiges, natur- und umweltfreundliches und gesundes Leben, ihre Grosseltern, ihre Vorfahren noch besitzen.
  • Der indigenen Bevölkerung eine Wertschäftzung all ihrer Fähigekeiten und ihres Wissens zurückzugeben (Lese unten mehr zum Hintergrund)
  • Eine Art Momoire mit den Geschichten, Erfahrungen, Erlebnissen der älteren Menschen zum Thema Pflanzen der indigenen Gemeinschaften zu erstellen, um dieses zum einen festzuhalten, zum anderen aber auch um ein Bildungsmaterial für die jüngeren Generationen zu erstellen.
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Praktische Umsetzung

  • In enger Abstimmung mit den indigenen Kollegen, werden Besuche bei den älteren Menschen, den Taitas und Mamitas, der indigenen Gemeinschaft Kamëntsa-biyá durchgeführt (auch Familien der Inga und Awa befinden sich darunter). Lange Gespräche werden rund ums Thema Pflanzen, (traditionelle) Medizin, Geschichten ihrer Jugend usw. geführt.
  • Es werden Begenungstreffen mit den Teilnehmenden Familien durchgeführt um den Austuasch zu fördern.
  • Teilnahme und Organisation von Mingas, Märkten usw.
  • Die Chagras (Kleingärten) der Teilnehmenden werden unterstützt z.B. durch Saatgut/ Pflanzenspenden/ Werkzeuge.
  • Es wird ein kleines Buch/ Memoirie erstellt, das als Bildungsmaterial genutzt werden kann.
  • Es werden Workshops in den Schulen der Veredas, der indigenen Schule, weiteren interessierten Basisorganisationen organisiert.

Hintergrund

Es ist bekannt, dass eine  direkte Beziehung zwischen dem medizinischen Wissen über Pflanzen und seiner Kodifizierung in der sprachlichen Struktur jeder Gemeinschaft besteht (Cámara-Leret und Bascompte, 2021). Auch ist es offensichtlich, dass dieses Wissen zunehmend durch Sprach- und Artenverlust bedroht ist. So liegt der Anteil der gefährdeten Sprachen laut der Studie in Nordamerika bei 86 % und im nordwestlichen Amazonasgebiet  bei 100 %. Es wird zudem davon ausgegangen, dass über 30 % der weltweit ca. 7.400 Sprachen bis zum Ende des Jahrhunderts aussterben werden (Cámara-Leret und Bascompte, 2021).

Wenn man jedoch bedenkt, dass der Verlust der biologischen Vielfalt ein natürlicher Prozess ist den alle Lebewesen betrifft, haben Ereignisse wie die wissenschaftlichen und industriellen Revolutionen soziale, kulturelle und politische Veränderungen hervorgebracht. Diese spiegeln sich im letzten Jahrhundert in den technologischen Mitteln, der Informationvermittlung oder der Urbanisierung und wider und einen radikalen Wandel bewirken, der die verschiedenen bestehenden Kulturen tendenziell homogenisiert.
So gilt z.B. das Fernsehgerät in die Haushalte der Indigenen Bevölkerung als Standard und ist zum wichtigsten Mittel der Massenkommunikation geworden ist. Desweiteren ist die Eingliederung der indigenen bäuerlichen Wirtschaft in die regionalen Märkte, wo sie Zugang zu Industrieprodukten haben zur Normalität geworden. Auch der den Zugang zum öffentlichen Bildungswesen wird als wichtigsten Faktor der Akkulturation und Hispanisierung gesehen, da hier die Frage der Integration von traditionellen und occidental geprägtem Bildungswesen aufeinandertreffen.

Die Priorität den Dokumentationsprozess dieses traditionellen Wissens  zu fördern ist offensichtlich und von Mitgliedern der indigenen Gemeinschaft Kamëntsa-biyá erwünscht.

Auch sind Handwerke wie Weben, Holzarbeiten essentieller Bestandteil der Kultur und eng mit der Sprache verbunden. Mit dem Vergessen der Sprachen geht somit auch ein Teil des Wissens der kulturellen Traditionen verloren. 

Die Indigene Gemeinschaft Kamëntsa Biyá

Die oben genannte Herausforderung ist in der indigenen Gemeinschaft der Kamëntsa Biyá, die im Sibundoy-Tal, einem Teil des weiteren Amazonasgebiets, lebt, deutlich zu erkennen. Das Cabildo stellte fest, dass mehr als 50 % aller Mitglieder der Gemeinschaft ihre eigene Sprache nicht mehr sprechen oder verstehen (Innenministerium und Cabildo Kamëntsa 2012).
Eine weitere kulturelle Praxis der Gemeinschaft dreht sich um den jajañ, d.h. die Chagra, ein traditioneller landwirtschaftlicher Raum, der aus einer großen Vielfalt von Heil- und Nahrungspflanzen besteht, die zur Deckung der Grundbedürfnisse der Familie und der Gemeinschaft beitragen. Diese Tätigkeit in der Chagra wurde durch Monokulturen und die Übernahme westlicher Wirtschaftspraktiken ersetzt, was dazu geführt hat, dass die indigenen Familien von der Tagelöhnerei als Haupteinkommensquelle leben.
Als Folge verschwinden traditionelle Aktivitäten wie die Cuadrilla oder die Minga immer mehr, deren wichtigste Grundlage  die Zusammenarbeit und des Austausche gelten, indem gemeinsam z.B. ein Acker bestellt wird.

Betrachtet man die Gesundheit und die traditionelle Medizin, finden sich in der indigenen Gemeinschaft Kamëntsa-biyá noch traditionelle Ärzte und  Frauen als Sobanderas und Hebammen, die „Taitas und Mamitas“, deren Aufgabe es ist, sich um die körperlichen oder geistigen Beschwerden der Mitglieder der Gemeinschaft zu kümmern.
Ihr botanisches und überliefertes Wissen erlangen sie durch Vererbung oder durch einen Meister. Oftmals wurde dieses Wissen auch in den Familiengenerationen weitergegeben. Die traditionelle Medizin stützt sich auf das botanische Wissen über die im Gebiet vorhandenen und angebauten Pflanzen, die in Heilungsritualen für körperliches und geistiges Wohlbefinden eingesetzt werden.
Pflanzenkundige sind somit in der Gemeinschaft traditionelle auch immer die Ärzte gewesen.

Seit einigen Jahren gehen jedoch auch viele Indigenen nicht mehr zu ihren traditionellen Taitas und Mamitas, da es einfacher und bequemer ist, in die Apotheke zu gehen und sich eine Tablette zu kaufen oder Injektion geben zu lassen. Die Schulmedizin hat genauso ihre Berechtigung und trägt auch dazu bei, dass einige Krankheiten gut behandelt werden können. Durch diese Verhaltensänderung der Menschen geht jedoch die Wertschätzung der Traditionen immer mehr verloren. Da vieles dieses traditionelle medizinischen Wissens auch bei den jüngeren Generationen nicht mehr auf Interesse stösst, geht es verloren.

 Hinzu kommt, dass z.B. die Namen der Heilpflanzen und ihre Funktionen von der Gemeinschaft in der Kamëntsa-Sprache kodifiziert wurden. Wenn einer ihrer Sprecher stirbt, stirbt mit ihm somit auch ein Teil des Wissens und der mündlichen Tradition, die sich im Tal seit mehr als fünf Jahrhunderten entwickelt hat.
Darüber hinaus ist die Kamëntsa-Sprache mit keiner der großen Sprachfamilien des Kontinents verwandt, so dass man davon ausgehen kann, dass diese Sprache im Sibundoy-Tal beheimatet ist.

 

Es ist offensichtlich, dass die indigene Sprache Kamëntsa  vom Aussterben bedroht ist, ebenso wie das gesamte Wissen, das mit ihr verbunden ist. Aus diesem Grund besteht das Hauptziel dieses Projekts darin, zum Erhalt dieses wertvollen (medizinischen) Wissens beizutragen, indem es dieses sammelt und dokumentiert, und somit die Verwendung von Heilpflanzen in den verschiedenen Alltagsszenarien der Gemeinschaft zu fördern.

 

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